Sexualität in Sozialer Arbeit und in pädagogischen Settings
- Zielgruppe: Sozialpädagogische Fachkräfte, Erzieher*innen, Multiplikator*innen
- Gruppengröße*: 10 bis 15 Teilnehmer*innen
- Dauer: 5 Tage, eingeteilt in zwei 2 ½ tägige Blockveranstaltungen am Wochenende
- Ort: Unterkunft und Verpflegung erfolgen in der Willi-Michels-Bildungsstätt
- Inhalte: Professionalisierung, Sensibilisierung, Jugend, Inklusion, Sexualpädagogik, Enttabuisierung, Prävention
- Kosten für 15 Personen (inkl. MwSt): 7.200,00 €
In den Kosten enthalten sind 4 Übernachtungen im Doppelzimmer mit Vollverpflegung, 2x Kaffee und Kuchen oder 2x ein Obstkorb), Seminarmaterialien und Honorare unserer Seminarreferent*innen, freier WLAN-Zugang, u.v.m. - Optionale Zusatzkosten:
- Einzelzimmeraufschlag: 15 € (pro Person und Übernachtung)
- Besuchstermin in der Einrichtung: 200 € Referent*innenhonorar
*Die Ausschreibung zur fakultativen Teilnahme ist geplant. Wenn eine kleinere Gruppe als 12 Personen das Angebot wahrnehmen mag oder individuelles Interesse an der Fortbildung besteht, kann die Fortbildung auch in Absprache frei ausgeschrieben werden. Bei Interesse können Sie mit uns ganz unverbindlich in Kontakt treten.
Inhalt
Obwohl das Thema Sexualität ein Querschnittsthema im Erziehungs- und Sozialwesen ist, spielt es in den Ausbildungen von Fachkräften bisher kaum eine Rolle. Die fehlende theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik führt dazu, dass im pädagogischen Alltag kein positiver Umgang mit Sexualität gefunden wird. Eher wird das Thema tabuisiert, oder aber nur als Reaktion auf einen Vorfall, der mit Sexualität im Zusammenhang steht, aufgegriffen und auf potenzielle Gefahrenmomente reduziert. Trotzdem können die Klient*innen der Sozialen Arbeit Gesprächs- und Klärungsbedarf haben, den sie direkt beantwortet wünschen. Die Spanne ist dabei groß: Es kann um „Partnerschaftswünsche, Beziehungskrisen, praktizierte Promiskuität, von der Norm abweichende Sexualität, Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt oder Fragen rund um Verhütung und Geschlechtskrankheiten“ gehen (Weweler 2018, S. 66). Viele Fachkräfte reagieren darauf verhalten, antworten ggf. aus einer eigenen moralischen oder normierenden Vorstellung oder möchten lieber direkt an eine Fachberatungsstelle verweisen.
Der Umgang mit Sexualität in der Praxis steht der möglichen Konfrontation damit also diametral gegenüber. Deshalb laden unsere Referent*innen Felicitas Bettendorf und Jan Gerrit Weweler Fachkräfte dazu ein, das Thema Sexualität stärker in den pädagogischen Fokus zu rücken, um die Selbstbestimmung von Klient*innen zu fördern. Die sexualpädagogischen Kompetenzen von Fachkräften müssen nicht nur für die eigene Praxis weiter-/ausgebildet werden, sondern entfalten auch eine weitere Wirkung, die den Klient*innen sowie der Einrichtung und dem Personal zu Gute kommen kann.
Jan Gerrit Weweler und Felicitas Bettendorf haben zwei aufeinander aufbauende Fortbildungsblöcke zu Sexualpädagogik und sexualisierter Gewalt konzipiert, die Grundlagenwissen und -kompetenzen vermitteln sollen:
Modul I: „Sexualpädagogische Grundlagen“
- Einführung in sexualpädagogische Grundhaltungen und Theorien
- Vermittlung von grundlegenden Wissensbeständen zu sexuellen und körperbezogenen Themen (Sexualentwicklung, Verhütung, sexuell übertragbare Infektionen)
- Erlangung von Sprachkompetenz zu Sexualität
- Kenntnisse und Üben von sexualitätsbezogenen Vermittlungsmethoden
- Auseinandersetzung mit sexualitätsbezogenen Werten und Normen
- Sexuelle Identität und Orientierung, Reflexion der eigenen Identität als Mann oder Frau, Auseinandersetzung mit sexueller Vielfalt
Modul II: „Sexualisierte Gewalt und Schutzkonzeptentwicklung“
- Grundlagen zu sexualisierter Gewalt: Definitionen, Zahlen, Stand der Forschung
- Rechtliche Grundlagen zu sexualisierter Gewalt
- Auseinandersetzung mit Risikofaktoren und Ressourcen
- Reflexion von Nähe und Distanz, Macht im Berufskontext
- Täter*innenstrategien
- Dokumentation und Klärung von Verdachtsmomenten
- Einführung in theoretische Überlegungen zu Schutzkonzepten
- Gefährdungsanalyse von institutionellen Rahmenbedingungen
Der Schwerpunkt könnte sowohl auf Jugend, als auch auf Menschen mit Behinderungen gelegt werden. Um einen Eindruck vom Bedarf der Fachkräfte zu erhalten, ist ein bis zu 2-stündiger Besuch der Einrichtung Teil des Angebots. Eine im Anschluss an das beschriebene Seminarangebot mögliche Weiterführung der Kooperation, sowohl mit den Referent*innen als auch mit dem Freizeitwerk Welper, ist immer möglich und wird individuell wie auch zielgerichtet vereinbart. So begleiten Sie Felicitas Bettendorf und Jan Gerrit Weweler gerne bei ihrem Organisationsprozess oder konzeptionieren ein inhaltlich vertiefendes Seminar für Ihre Einrichtung.
Sollte Bedarf bestehen, bitten wir Sie um Kontaktaufnahme mit unserer zuständigen Bildungsreferentin Ronja Inhoff, über 02324 9464-59 oder Inhoff@freizeitwerk-welper.de.
Biographische Hinweise zu den Referent*innen
Felicitas Bettendorf
Felicitas Bettendorf, geb. am 21.03.1993 in Karlsruhe, absolvierte nach ihrem Abitur 2012 einen Bundesfreiwilligendient in der Fachklinik für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin in Karlsruhe. Zwischen 2013 und 2016 studierte Felicitas Bettendorf Philosophie und Kognitionswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie spezialisierte sich hierbei auf Neurobiologie und -physiologie nach Traumatisierung, empirische Kognitionsforschung zu Genderthemen, sowie auf politische Philosophie. Seit April 2017 absolviert sie ihr Masterstudium in Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und nahm zusätzlich hierzu ein Bachelorstudium in Sozialer Arbeit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach auf.
Seit April 2019 absolviert sie ein halbjähriges Praktikum mit integrierten Projekt- und Forschungsphasen bei der Fachberatungsstelle Wildwasser Karlsruhe. Wildwasser bietet Beratung für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen und Mädchen an, sowie Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zu sexualisierter Gewalt. Im Rahmen einer Projektkonzeption und -durchführung im Rahmen ihres Studiums forschte sie zu Schutzkonzepten. Die Ergebnisse dieser Forschung wird sie auf dem DVSG-Bundeskongress 2019 vorstellen. Neben ihren Studien arbeitet Felicitas Bettendorf seit vier Jahren bei der Onlineberatungsstelle [U25] der Caritas als Krisenbegleiterin per Mail mit Kindern und Jugendlichen in suizidalen Krisen. 2018 konzipierte sie eine zweitägige Fortbildung zu Schutzkonzepten und Präventions- und Interventionsmöglichkeiten bei sexueller Gewalt gegen Menschen mit Behinderung für den Wuppertaler Träger IONA Wuppertal e.V, die 2019 durchgeführt wurde.
Jan Gerrit Weweler
Jan Gerrit Weweler, geb. am 17.03.1990 in Lippstadt, erlangte im Jahr 2010 die allgemeine Hochschulreife im Rahmen einer dualen Ausbildung zum Erzieher. Im Anschluss daran meldete er sich freiwillig zum Zivildienst in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und begann daraufhin im Jahr 2011 das Studium der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule R-W-L. Über das Studium hinaus arbeitete er nebenberuflich in der Drogenhilfe in einem Drogenkonsumraum und als Honorarkraft für das Jugendamt Bochum. Während seiner Studienzeit wurde Jan Gerrit Weweler darüber hinaus in das Förderungswerk der Heinrich-Boell-Stiftung aufgenommen.
Im direkten Anschluss an das Bachelorstudium folgte 2014 das Masterstudium in Management von sozialwirtschaftlichen und diakonischen Einrichtungen an der Evangelischen Hochschule R-W-L. Während dessen absolvierte er die Zusatzausbildung zum Sexualpädagogen (isp) und eine Politikmanagement-Weiterbildung der Heinrich-Böll-Stiftung. Ferner arbeitete er als sexualpädagogische Honorarkraft für das Diakoniewerk Essen und das Lore-Agnes-Haus der AWO Essen.
Nach Abschluss des Masterstudiums im Jahr 2017 nahm Herr Weweler eine Teilzeit-Stelle im Ambulant Betreuten Wohnen in der Suchthilfe auf und war darüber hinaus freiberuflich als Sexualpädagoge für das Jugendamt Dortmund tätig. Heute arbeitet er als Organisationsberater im Bereich Kinderschutz/Schutzkonzept-Entwicklung und ist Fachbereichsleiter des Ambulant Betreuten Wohnen für einen freien ambulanten Träger der Suchthilfe in Bochum. Ferner forscht er zum Thema Sexualität und Soziale Arbeit und durfte dazu bereits in einer Fachzeitschrift veröffentlichen und hält Vorträge zum Thema „Sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung“. Derzeit lässt er sich zum systemischen Berater (SG) ausbilden.
Siehe auch: Weweler, Jan Gerrit (2018): Sexualität und Soziale Arbeit. In: sozialmagazin, H. 3-4, S. 64-71.