„Das hab ich damit zu tun!“ – Menschenrechtsbildung über historische Zugänge fördern
- Alter: Ab 14 Jahren
- Schulform: Alle Schulformen, im Klassenverband oder als Stufenfahrt für den Oberstufenjahrgang, auch geeignet als Vorbereitung zu einer Gedenkstättenfahrt
- Dauer: Wir empfehlen eine Dauer von 2 ½ Tagen.
- Ort: Unterkunft und Verpflegung erfolgen in der Jugendbildungsstätte Welper
- Inhalte: Demokratieförderung, Diversität, demokratische Handlungskompetenz, Antirassismus, Erinnerungskultur, Extremismusprävention, Gedenken und Erinnern, Gedenkstättenpädagogik
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“ (Artikel 1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)
In diesem dreitägigen Seminar sollen die Menschenrechte, wie der vorangestellte Artikel 1, an Hand von Methoden der historisch-politischen und transkultureller Jugendbildung erfahrbar werden.
Am ersten Tag, dem Ankunftstag, geht es darum eine gute Lernkultur in der Gruppe zu etablieren aber auch um den Wissensstand der Jugendlichen. Zum einem wird mit den Jugendlichen in Grundzügen eine historische Einordnung vorgenommen und zum anderem nähern sich die Jugendlichen der NS-Zeit und dem erinnerungskulturellen Umgängen über ihre persönlichen Zugänge. In welchen Filmen oder Spielen habe ich etwas erfahren? Was habe ich in der Schule gelernt? Ist die NS-Zeit Thema in meiner Familie? Gemeinsam besprechen wir Auffälligkeiten, Gemeinsamkeiten und Widersprüche.
Am Vormittag des zweiten Tages begibt sich die Gruppe zur Spurensuche in der Erinnerungskultur auf einen Stadtrundgang in Hattingen. Dieser Rundgang ist ein ganz wesentlicher Fixpunkt des Seminars. Er ist in der Tradition der antifaschistischen Stadtspaziergänge gestaltet und beinhaltet sowohl kultivierte Erinnerungsorte, wie Stolpersteine oder Gedenktafeln, aber auch verborgene Orte, wie eine ehemalige Politzentrale. Bei dem Besuch der Orte diskutieren die Schüler*innen über die Wichtigkeit des Gedenkens und des Erinnerns als auch über ideologische und moralische Fragen, die ihnen dabei aufkommen. U.a. besuchen wir den Stolperstein von Oskar Nagengast. Oskar Nagengast wurde auf Grund von Homosexualität verfolgt, war aber gleichzeitig SA-Mitglied. Anhand seiner Biographie werden die Feindbilder der Nationalsozialist*innen vergegenwärtigt, sowie gleichzeitiges Täter und Opfer-sein diskutiert.
Nach der Rückkehr in die Jugendbildungsstätte werden die Jugendliche nicht mit ihren weiteren Gedanken und Fragen allein gelassen, sondern zunächst einmal zur Verarbeitung in künstlerischer Form angeregt. Darauf folgt eine tiefergehende Einheit zur Ideologie der Nazis, heutige Kontinuitäten und Diskontinuitäten (z.B. durch Menschenrechtsbezüge). Wir wollen den jugendlichen Teilnehmenden deutlich vergegenwärtigen, wie wertvoll genau diese direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gerade heute für jede*n selbst ist und welchen Einfluss diese auf die Gegenwart und die alltägliche persönliche Lebenswelt hat.
Um einen Transfer der Inhalte des Seminars auf den Alltag der Jugendlichen einzuleiten werden am letzten Tag Produkte wie Stencils oder Sticker zur Stärkung der Menschenrechte zunächst diskutiert und anschließend selbst hergestellt. Dies gibt die Möglichkeit der kreativen Auseinandersetzung mit dem Thema. Durch den Einsatz der hergestellten Produkte können die Jugendlichen im Nachgang selbst für Menschenrechte, Menschlichkeit und gegen Rassismus und Ausgrenzung aktiv werden. Sollten die Jugendlichen sich bereits intensiver mit Erinnerungskultur beschäftigt haben, können auch eigene politische Aktionen diskutiert werden. Die Teamer*innen geben hierzu selbstverständlich weiteren Input von Ideen und aktuellen Aktionen.
Die Intention dieses Seminar anzubieten stammt aus der eigenen Historie der JuBi-Welper, aus den Zielen unserer Träger und vor allem aus der persönlichen Überzeugung. Im Gemeindewald Welper, an der Stelle der heutigen Jugendbildungsstätte, gründeten Naturfreunde und die Sozialistische Arbeiterjugend in den 1920er Jahren eigenständig eine Jugendherberge, um sich zu politisieren und zu solidarisieren. Auch nach 1933 leistete das „rote Welper“ Widerstand gegen die Nationalsozialist*innen. Durch diese lebendige solidarische Struktur konnte 1945, nach der Befreiung vom Nationalsozialismus, zügig an das aktive politische Leben angeknüpft werden. 1978 wurde das alte Gebäude der Jugendherberge abgerissen und der Grundstein für die Jugendbildungsstätte Welper e.V. gelegt. Die Trägerschaft übernahmen die SJD – Die Falken NRW e.V., , die sich offen und aktiv gegen Diskriminierung und Rassismus positionieren.